Inklusionsprojekt der Jugendfarm Elsental
Heilpädagogisches Reiten mit seelenpflegebedürftigen Kindern
ein Bericht von Katharina Renold (Klassenlehrerin in der Karl-Schubert-Schule)
Nur noch einige Donnerstage in diesem Schuljahr sind übrig, an denen die 6. Klasse zum Reiten gehen darf. Schade — wir waren immer so gerne dort, egal wie das Wetter war. Wenn wir aufzählen sollen, was wir dabei erfahren und gelernt haben, so wären wir wohl selber erstaunt, wie viel es war, weil Manches so ganz nebenbei erübt wurde.
Die Hauptsache war natürlich das Reiten selbst — das klingt so selbstverständlich, aber man muss erst mal draufsitzen auf dem Pferd, und das brauchte bei einigen ein bisschen Zeit, bis das Vertrauen gewachsen war einem so großen Tier gegenüber.
Groß war der Stolz, wenn es trotz anfänglicher Angstgefühle geschafft war, und das Selbstbewusstsein stieg gewaltig! Und es waren eine Menge Vorübungen nötig, bevor das eigentliche Reiten beginnen konnte!
So war der Ablauf eines Vormittags von 10 bis 12 Uhr: Wir begrüßten uns, dann wurde jedes Kind einem Erwachsenen zugeteilt. Wir misteten gemeinsam den Pferdeplatz: jedes Kind holte Schaufel, Rechen und Schubkarre. Der Mist wurde in die Schubkarre geladen, die Kinder fuhren die volle Schubkarre zum Mistplatz. Der Weg ist schmal und kurvig!
Das übte den Gleichgewichtssinn enorm, denn die Schubkarre gut zu steuern und richtig auszubalancieren, war gar nicht einfach. Auch hohe Konzentration war erforderlich, auf dem schmalen Brett zum Misthaufen hochzufahren und die Karre so zu kippen, dass der Inhalt an der richtigen Stelle landete. Dabei durfte man sich nicht ablenken lassen von all den interessanten Dingen, die einem auf dem Weg begegneten! Wenn die Schubkarren und Geräte wieder aufgeräumt waren, gingen wir zum Reitplatz.
Nun durfte jedes Kind sein Pferd, auf dem es reiten sollte, begrüßen, es wahrnehmen und Kontakt aufnehmen. Es wurde gestreichelt, seine Wärme gefühlt — jeder konnte lernen, seine Zuwendung zu steuern, damit Vertrauen zwischen Kind und Tier entstand, denn Pferde sind sehr sensible Tiere, die stark auf Hektik, überhaupt auf Seelenstimmungen reagieren.
Das Pferd wurde geputzt vom Kopf bis zum Schwanz. Orientierung am Pferd wurde gelernt, auch die Koordination der eigenen Bewegungen. Es war schön, wahrzunehmen, wie verschieden die Kinder den Kontakt aufnahmen und wie dadurch bestimmte Fähigkeiten in der Seele erwachten und geübt werden konnten: Distanz zu wahren und doch die Innigkeit des Kontaktes nicht zu verlieren, führen zu lernen und doch sanft zu bleiben, Ruhe und Zuversicht zu fühlen aus dem Erlebnis der Wärme, des Rhythmus, des Einswerden mit dem Pferd beim Reiten.
Damit diesem Erleben nichts im Wege stand, ritten die Kinder in der Regel ohne Helm und ohne Sattel. Zum Reiten selbst: das Pferd wurde in der Bahn geführt und ging im Schritt. Es wurden eine Decke und zwei Handgriffe befestigt.
Die Bewegung des Tieres wurde intensiv wahrgenommen, es entstand noch einmal eine andere Art von Vertrauen durch das eigene veränderte Körpergefühl, indem die Kinder hoch oben saßen und die eigene Schwere überwunden fühlten, indem die ganze Muskulatur sich lockerte durch Rhythmus und Wärme und dadurch auch die Atmung aktiviert wurde.
Bevor die Kinder abstiegen, lobten sie das Pferd und bedankten sich bei ihm. Später, wenn im Trab geritten wurde, und wenn wir ins freie Gelände gingen, bekamen die Kinder Helme.
Wir danken allen, die uns diese kostbaren Erfahrungen ermöglicht haben.
Weitere Infos zum Inklusionsprojekt der Jugendfarm Elsental finden Sie unter: www.elsental.de